Einfach nur da sitzen
und dem Verschiebebahnhof
der Worte in deinem Kopf lauschen
Weichen stellen
Signale geben
Gleisbette erneuern
Fahrt gewähren
Endstation
aussteigen
Ziel erreicht?
Ist Gott das
was wir alle
fürchten:
selbständig
gewordene
künstliche
Intelligenz?
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fragen
wenn
alles
sinn
los
warum
dann
werte
schaffen
trotzdem
weiter
suchen
was
wozu
wie
lange
auch
immer
ist
irgendwann
vorbei
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kontrollverlust
wir haben die kontrolle über uns selbst
aus der hand gegeben
an gott und seine pfaffen
an die politiker, ihre schergen und zocker
an die Industrie
die bestimmt, welche luft wir atmen
die bestimmt was wir essen
die bestimmt was wir anziehen
die bestimmt welche krankheit sich lohnt
an die medien
die bestimmen, was wir hören und sehen sollen
an die schulen
die die zukunft unserer kinder prägen
an die bestatter
die uns friedlos begraben
Schöne neue Welt?
Wollen wir es wirklich wissen,
zulassen, ALLES über uns selbst,
die anderen zu wissen?
One million shades of grey:
alle aufgedeckt,
alle kennen,
voraussagen,
voraussehen?
absolute Gesichtslosigkeit
das Geheimnis des Göttlichen
das Unergründbare
das Nichts,
in dem alles seinen Platz findet
Verteilt
Besondere Formen
ereignen sich
das Leben spielt
mit den Seinen.
Schach oder Domino
die Züge
denkt ein Anderer
die Mühsal
bleibt bei uns.
Tod . dot
ein Punkt
im Register
der Zeit
Gedanken-Restaurant
Wir empfehlen heute besonders:
Urknall nach Art des Hauses
ganz besonders abgehangen
in Phantasie-Ketchup gewendet
in Helium-Wolken flambiert
Evolutions-Schnitzel
vom Radioaktiv-Grill
mit pikanten Meereseinzellern leicht überbacken
Wissens-Steak
1.400 Gramm
durchwachsen
mit Forscher-Butter gedünstet
mit Computer-Spargel garniert
und als Spitzenleistung unseres Hauses:
Atompilze
leicht zerstrahlt
mit Hackfleisch gefüllt
im Feuertopf serviert
als Beilage:
Neutrinos im Schlafrock
Suche
Dreiundzwanzig seiner Lebensjahre
ertränkt bereits – Vergangenheit
Zukunft – gefoltert auf der Bahre
gestorben in ihm schon vor der Zeit
Die alten Freunde gänzlich abgesprengt
nichts geblieben – hoffnungslos
Seelenhack – das Staunen selbst verdrängt
im eignen Würgegriff den Kopf im Schoß
Er ringt mit seiner Identität
konventionell verrecken – nein
Liebe – nichtmal ein heimliches Gebet
er nährt doch nicht den Schein
Welchen Sinn stehlen dann dem Leben
Vertrauen in sich selbst – Stärke
Hoffnung – sie kann den Funken geben
sich selbst zu messen am eignen Werke
Freiheit
Ich klebe der Bikini-Dame auf dem Reklameschild
mein ausgelutschtes Kaugummi auf das linke Auge,
und stelle mich davor und lache.
Das ist eine Freiheit.
Kreuzfahrt
mit ’nem Stück Torte
auf dem Teller
in der Arktis
an der Reling stehen
und kauend
zuschauen
wie die weißen Berge
schmelzen.
Dazu
fällt mir
nichts
mehr
ein.
Strahlkraft
Der Mond stand hinter mir.
Ich habe in meinen eigenen
Schatten gepisst.
Und nichts ist passiert.
Das können nur Männer.
Nachrichten
Heute am Nachmittag gegen 16 Uhr
verübte der neunzehnjährige K.
auf dramatische Weise
Selbstmord.
Er warf eine aus einer Stellenanzeige gefaltete
Brieftaube gegen den Kölner Dom und
wurde unter den Trümmern des uns allen so be-
deutenden Bauwerkes
begraben.
Seine ebenfalls arbeitslosen
Eltern
brachen unter dem Schock der Nachricht
zusammen.
Der weithin sichtbare
Dom – Zeichen abendländischer Erhabenheit –
wird in der alten Form
wieder
aufgebaut.
Wie es zu einer solch sinnlosen Zerstörung kommen
konnte, diese Frage stellt sich heute jeder im Lande.
Es folgt
dazu im Anschluss an die Nachrichten ein
Kommentar.
Weil K. seltsamerweise nie zuvor in der Nähe des
Doms gesehen wurde, müssen
wir in mühsamer Kleinarbeit
alle seine letzten Kontakte
miteinander in Bezug bringen, denn ob K.
blind zu einem Zufallstäter
geworden ist, das sind Fragen, die noch zu klären
sind.
Der wirtschaftliche Schaden für die Stadt Köln, der ange-
richtet worden ist,
bewegt sich immerhin in dreistelliger
Millionenhöhe.
Schicksal
wie ein Stück Wäsche
an die Leine geklammert
Brandzeichen
Wenn man sagt,
dass es da ist,
und wenn man sagt,
dass es so ist,
dass Dasein so ist,
und das Sosein Dasein ist,
dann fragen sie immer noch.
Sie wollen einen Beweis
für das Dabeisein,
einen Stempel:
„du Briefmarke klebst jetzt
auf einer Trauerkarte“.
Begrenzung
Einfach nur daliegen
die Welt um die Ecke steuern
und an den Haltestellen meiner Träume
umsteigen in ein andres Leben
wann immer ich es will
einfach nur nachgeben
was das meiste Glück verspricht
und wobei es mir am allerbesten ergeht
mein Leben so frei gestalten
wie immer ich es will
einfach nur ausbrechen
aus dem Gefängnis Gewissen
das mein Handeln jetzt so sehr begrenzt
atmen nur an solchen Plätzen
wo immer ich es will
einfach nur vergessen
dass dieser ewig lange Traum
von vielen schon so oft zerschnitten
Gemeinsamkeit setzt Grenzen
wie immer ich auch will.
Ich fühle mich
als ob die Tage
zu Ende gingen.
Der letzte Wodka
steht vor mir,
angetrunken
neigt er sich mit mir
dem unausweichlichen
Ende zu.
Unterschiede?
Nur der, dass ich
ihn getrunken
und mich das
Leben getrunken.
Aber Null bleibt Null,
egal in welchem Niveau.
Verträumte Welt
ich träume nachts
von Orgien, Partys,
schnellen Wagen,
Gewinn an der Börse,
Urlaub in Afrika.
Der dort träumt
von Regen, Brot
für seine Kinder,
einmal satt zu sein.
Klopfgeist
Dunkel umhüllt mich
meine Träume brennen
ich sehe Schatten und Bilder
Farben meines anderen Ich
Erinnerungen vergessener Leben
Wünsche einer Zukunft
die in mir schon existiert
Ebenen eines Anders-Seins
Leichtigkeit und Umarmung
projiziert aus den Rinden
eines klopfenden Hirns.
Vielleicht
alles
nur
geträumt.
Und
wenn
der
sich
mal
die
Augen
reibt?
Aufgabe
Ausgebeinte Seele
angebranntes Hirn
verfluchtes Fragen
flüchtiger Sinn
verzweifelte Hoffnung
erstickendes Licht
schwelender Funke
lautlosen Seins
Ich hab‘ es satt
das
Vorgekaute Vorgeweinte
Vorgedachte Vorgebaute
Vorgelegte Vorgefundene
Vorbedachte Vorgelogene
Vorgesehene Vorgemachte
Vorprogrammierte Vorgespielte
Vorgesteckte Vorgemischte
Vorgezeigte Vorgebetete
Vorgeschobene Vorgehaltene
Vorhergesagte Vorgetäuschte
Vorgenommene Vorhergesehene
Vorgekommene Vorauserledigte
Vorgewarnte Vorgedrängte
Vorgezogene Vorgetragene
Vorgearbeitete Vorgeschaltete
Vorgeleistete Vorgeführte
Vorbereitete Vorgeflüsterte
Vorgelesene Vorgesagte
Vorgebrachte Vorgewiesene
Vorgefasste Vordiktierte
Vorgepresste Vorgestellte
Vorgerichtete Vorgetanzte
Vorgezeichnete Vorgemästete
Vorgegebene Vorgewaschene
Vorausbedachte Vorgesprochene
Vorausgefühlte Vordosierte
Vorausgeahnte Vorgemengte
Vorgespannte Vorgeschlagene
Vorgeheulte Vorgereckte.
eingefangen
Telefonnetze
Spionagenetze
Rundfunknetze
Servicenetze
Verkaufsnetze
Informationsnetze
Abwehrnetze
Unerfüllte Wünsche
ich möchte meine Seele essen
Licht und zeit trinken
meine Gedanken in Scheiben schneiden
meinen Blick um die Ecke lenken
mein Blut strammstehen lassen
und auf einmal so viel Luft einatmen können
wie ich für den Rest meines Lebens brauche
mal meinen rechten Arm abschalten
und mit dem linken Bein doppelt so schnell
wie mit dem rechten gehen können
die Wolken mit meinem Blick durchsichtig machen
meine Gedanken auf Papier denken
in Sprechblasen reden können
Gedanken in Schubladen aufbewahren
meinen rechten kleinen Finger wachsen lassen
und eine Flasche Schnaps leerdenken können
vielleicht auch einmal ein Telefonhörer sein
dann könnte ich mich selbst auflegen
Wenn die Walküren über die Dächer tanzen
und uns die Toten über die Buchen lächeln
dann verrinnt die Zeit wie eine Scheibe im Himmel
und Krähen steigen auf zum Fenster in den Wolken
und tropfen ihr Leid in die rosa Auen.
Ein Blitz zerschmettert leicht die Regentropfen
und der Mond zieht seinen Schleier vor
als wenn nichts gewesen wäre in diesen Tagen.
Feuerwerk
Warum schreien die
Mütter nicht, wenn
ihnen ihre Kinder zer-
fetzt werden,
weggeschossen
wie aufgereihte
Plastikblumen
in den Schießbuden,
wenn Jahrmarkt ist.
Warum zerbrechen
die Väter ihren
Söhnen nicht die
Gewehre, so wie
sie ihnen das
Cowboy-spielen
in jungen Jahren
verbieten.
Warum zittern
die Frauen nicht
vor Angst um ihre
Männer, wenn sie
sie zur Front winken.
Warum hängen sich
die Kinder nicht an
ihren Rock, warum
beißt ihnen der Haus-
hund nicht in die
Waden.
Keiner will den
Krieg, aber alle
rennen hin,
schmieden die
Waffen, gießen
die Kugeln, die
die eigene
Liebe treffen.
Kämpfen bis zur
letzten Patrone,
bis zum letzten
Tropfen Blut,
ehrenvoll sterben,
ehrenvoll zur
Richtbank
schreiten,
einem höh’ren Ziel.
Morgen tauschen sie
die Bilder aus,
Klassenkampf,
ja, das war zu
Marxens Zeiten gut,
uns’re Welt hat
sich geändert, und
Marx kann die
Probleme eines modernen
China heute nicht
mehr lösen.
Einfach weggewischt
die Toten, die Helden,
die Verräter, die Ge-
folterten.
Ja, das galt damals,
damals war es richtig,
damals war es gut.
Umsonst gestorben,
schrei ich, umsonst
gefoltert,
brüll ich, umsonst
verzweifelt eine halbe
Welt, schrei ich und
schrei ich.
Aber die Schunkelmusik
des Jahrmarkts, der
Leierkasten der Welt
versetzt die Leute
in einen bess’ren Rausch.
Countdown für die Menschheit
Alle Zechpreller
Geklont
Ich sitze mir selbst gegenüber,
seitenverkehrt zwar,
aber ich bin trotzdem mit mir zufrieden.
Ich schaue mir selbst in die Augen,
viele sagen, sie wären so rein,
und sprächen die Wahrheit,
ich glaube, sie haben Recht.
Bin ich jetzt zweimal,
oder schaue ich allein zum Fenster raus?
Ob ich mich erkennen würde,
wenn ich mir tatsächlich einmal
persönlich auf der Straße begägne?
Würde ich mich überhaupt begrüßen,
gäbe ich mir selbst die Hand
und schlüge mir auf die eigne Schulter,
würde ich mir dann in die gleichen Augen sehn?
Müsst ich mit mir selber sprechen
oder denken nur mit mir?
Könnt ich selbst mich dann bestehlen,
mir selbst dann wirklich traun?
Gäb es überhaupt noch ein Weiter?
Vielleicht das Beste wär’s
einzuhaken mich bei mir,
und ich gingen einfach fort.
Ab ovo
Bald pfeifen sie dein Leben ab
und du hast dich noch nichtmal
richtig abgenabelt von deinen Komplexen.
Abgemattet, abgehärmt, abgefeimt
versuchst du, das Abgeld nicht zu zahlen,
das dir unfreiwillig aufgebürdet.
Abraxas, Abrakadabra helfen dir nun
auch nicht mehr.
Dein Abort steht bevor,
ablandig kommt der Sturm.
Es ist fast zu spät.
Halt mich ab
Dein Hirn hast du abgeweidet
nach der großen Antwort:
Abziehbilder nur gefunden.
Ein A-Kapella-Chor
singt in der Achterbahn
schmutzige Lieder:
das ist alles
was dir bleibt?
Abtrift
Sie haben dein Inneres
abgeschabt,
dich abgeviert
im Laufe der Jahre,
dich zurechtgeschnitten
wie sie dich brauchen,
dir eingeredet
was sie wollten,
und du glaubst
diesen abgesackten Typen noch,
dass du dich
um Ablass bemühen sollst?!
Sie haben
eine unmenschliche Welt
der Zukunft geschaffen,
heute, morgen, immer
sollen wir abstottern,
was sie seit Generationen
von uns verlangen.
Heute, morgen, immer
werden wir vertröstet
auf morgen, übermorgen, ewig.
Es wird Zeit,
ihre Gedanken aus unseren
Hirnen auszuschlämmen,
ihre heiligen Kerzen
abzuschmelzen
und uns abzusträngen
aus ihrem Karren.
Schuppt euch ab,
werdet abtrünnig,
werdet frei,
lasst euch nicht länger kommandieren
von den wispernden Vipern.
Verschuldet
Sie haben uns eine Infusion des Vergessens verpasst,
ihre Ingredienzien sind Glück durch Konsum.
Im Rausch‘ einer infernalischen Initialzündung
haben wir die Droge Überfluss wie irre inhaliert,
alles inklusive, eine richtige Inkarnation
unserer allzu leicht entflammbaren Wünsche.
Infiltriert mit Verschwendung haben sie unser Fühlen,
unhaltbar wie eine Infektion greift es um sich
auf all die empfänglichen blauen Seelen.
Infamer Regelkreis des Verlierens für uns alle.
Und schämen will sich lang‘ schon keiner mehr,
dass die wen’gen Enkel, die noch verbleiben,
unsere Zeche dereinst werden begleichen müssen.
Alberich, gib auf,
alea iacta est,
Alexander der Große
hat Persien erobert,
mit dem Schwert
zerschnitt er den
gordischen Knoten,
allerwegen leuchtet Algol,
und die Alchimisten
hintergehen dich.
Alleinseligmachend
ist unsere Kirche,
deine Schätze
sind übertroffen,
allerliebst leuchtet
uns der Morgen,
Alberich, gib auf,
du rettest uns nicht mehr.
Aufsicht
Lasst die Sklaven frei!
Seid doch vernünftig,
das ruiniert die ganze Wirtschaft!!
Schluss mit der Leibeigenschaft!
Warum, sie sind doch glücklich!!
Schafft endlich die Kinderarbeit ab!
Um Gottes Willen,
das führt zu allgemeiner Verarmung!!
60 Stunden Arbeitszeit ist unmenschlich!
Wer redet denn hier
von Missständen?!!
Wir fordern die 48 Stunden Woche!
Wollt ihr Euch
um den Wohlstand bringen??
Fließbandarbeit macht krank!
Stoppt die Umwelt-Zerstörung!
Finger weg von der Kernkraft!
siehe oben
Die Glocken von Rom
Es kam einer zu euch
in die Wüste
und überzeugte euch,
er würde euch alle
in bewaldetes Land
mit Flüssen und Seen,
Freizeit und Fischen
führen.
Aber er verlief sich,
weil er selbst den Weg
noch niemals gegangen,
und stattdessen
erreichtet ihr nur
den Rand einer Oase.
Verzückt lauschtet
ihr seinen Worten,
dies sei der Anfang
vor dem Garten Eden erst.
Noch ein wenig
mehr ins Zeug gelegt,
und dann hättet
ihr’s geschafft,
verkündeten euch
bald darauf
die Gehilfen,
die in der Zwischenzeit
das praktische
Tagesgeschehen
kontrollierten.
Aber der Weg
wurde immer beschwerlicher
und es wurde uns
geheißen,
eine provisorische
Bleibe doch zu bauen,
zumal andere Gruppen
überraschend sich
genähert hätten,
uns den Weg zu verwehren.
Unsere Berge von Müll
stinken langsam
in den Himmel,
aber wenn wir den Gürtel
noch etwas enger schnallen,
dann sei das bald
mit Sicherheit geschafft.
Unsere Vorräte
gehen langsam zu Ende,
Diebe und Geschrei
nehmen bedrohlich zu.
Jetzt kommt er wieder,
entschuldigt sich,
seine Gehilfen hätten
uns missbraucht
und das Ganze sei
eine Folge bloß
falsch eingeschätzter Triebe,
die Wende müsse
kommen jetzt,
und mit einer neuen
Basis unseres Denkens,
nachbarschaftlicher
Kooperation
und bewusstem Einsatz
der neuen Technologien,
könnten mit neuem
symbiotischen Bewusstsein wir
das verlockende Ziel
in der Ferne schon wieder
leuchten seh’n.
Damals schon
war alles optimal
und sie haben uns
in diese Gegenwart
getrieben.
Haben die Regelkreise,
Rückkopplungen
nicht gekannt,
die sie erst jetzt
langsam erahnen.
Und schon sollen wir
ihnen wieder nachlaufen.
Sie glauben immer noch,
alles sei machbar,
gerade sie.
Warum eigentlich
sollten ihrer Kontrolle
wir diesmal wieder
uns anvertrau’n?
Lasst uns lernen
zu handeln
wie Mütter.
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