ABC-Etüden 39-40.20 – Wolkenkuckucksheim


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Wolkenkuckucksheim

Peter ist überglücklich. Endlich kann er wieder schlafen. Die Aufregung ist zu Ende. Gerade ist sein neues Haus fertig gedruckt worden. Zimmer für Zimmer liegen jetzt vor ihm, wie ein offenes Buch und ganz individuell gestaltet: quadratische und rechtwinklige Zimmer wechseln sich ab mit ovalen Nischen. Und dann das Kinderzimmer: komplett rund. Lisa hatte darauf bestanden, um die Verletzungsgefahr für das Baby, was sie erwarten, zu minimieren. Und der Party-Raum, ganz apart mit geschwungenen Wänden, um die Meeratmosphäre herbei zu zaubern, die sie so liebten.

Schade nur, dass es nun, da sich das neue 3-D Betondruckverfahren bewährt hat, einen totalen Run auf im Höchstmaße  individuell gestaltete Wohneinheiten geben wird. Die eigentliche Kostenersparnis ist jetzt sicherlich bald hin, denn es ist zu erwarten, dass in allen Gemeinden im Einzugsbereich der Metropole nun die Neubauten wie Pilze aus dem Boden schießen werden. Und da gilt wieder die alte Regel: hohe Nachfrage lässt die Preise steigen.

Mit dem Bauleiter hatte er lange Gespräche geführt. Die ersten Befürchtungen, dass durch den neuartigen Drucker eine große Zahl von Bauarbeitern arbeitslos werden könnte, scheint man in Fachkreisen nicht so zu sehen. Im Gegenteil: durch das gesteigerte Bauvolumen ist es erforderlich, die Arbeiter umzuschulen auf Home-Office. Von dort können die Drucker über die Datenbank in der Cloud dann virtuell gesteuert werden. Niemand muss sich mehr die Hände schmutzig machen, und darüber ist keiner von den Arbeitern traurig.

(230 Worte)

11 Comments

  1. Physisches Leben und speziell Handwerk wird eh überschätzt! Hoch lebe unsere schöne neue Welt als KIs! 😉
    Schier unglaublich, was du da ausgegraben hast, lieber Werner. Ob das wirklich die Zukunft ist? Mich würden die Zahlen dazu mal interessieren.
    Liebe Grüße in deinen Abend
    Christiane 😀

  2. Bis zum Zeitungsschnippsel hin war ich überzeugt, einen Bau-Science fiction zu lesen.
    Das runde Babyzimmer fand ich sogar gruselig. Nun muss man sich also auch real gruseln, falls ein Software-Fehler erst ein paar Jahre später zutage tritt und jemandem die so gespritzte Betonummantelung seiner Wohnung zum Verhängnis wird.

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