Link zu Christianes Schreibeinladung
Heute stand mein Dschinn nach Unsinn. Und da dachte ich, mit meinem Feinsinn kann ich doch auch etwas Frohsinn erzeugen. Und wenn der dann noch mit Tiefsinn gepaart wäre und den Zeitsinn widerspiegelte, dann wäre das doch grad ein Doppelsinn und damit ein ganzer Wahnsinn.
Also: weg mit dem Stumpfsinn, freie Fahrt dem Leichtsinn!
Und so schwinge ich mich auf in Höhen und nehme Anleihen bei einem der ganz Großen.
Wenn es am Gleichgewichtssinn hapert und Gerechtigkeitssinn vernachlässigt, dann wird es wohl nur Altersstarrdschinn sein!?

Dschinn
Hat der Geheimkünstler und Gaukelmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort‘ und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
dass zum Zwecke,
Worte fließen
und mit reichem, vollem Schwalle
zu Texten sich ergießen.
Denke! denke!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
Ach, das Wort, worauf am Ende
alles wird, wie es gewesen.
Ach, es läuft und bringt behände!
Doch nur sperrig‘ Wortprothesen!
Bringt Papier schnell herein,
Ach! und hundert Zeilen
stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
kann ich sie lassen;
will sie fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Viele Sätze! keine Brücke!
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll in Worten ich ersaufen?
Seh‘ ich über jede Schwelle
doch schon Wörterströme laufen.
Ein verruchter Fluch,
der nicht enden will!
sich nicht formt zum Buch,
sei doch wieder still!
Und sie sprudeln! Spitz und spitzer!
suggerieren, sie sei‘n berufen.
Und die Welt bedürfe sie als Glitzer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
»In die Ecke,
Worte, Worte!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu seinem Zwecke,
hervor ein echter Meister.«
Titelbild von robynhobson auf Pixabay
Lieber Werner, du lieber Himmel, was hat der Etüdenvirus da nur angerichtet, deiner Feder entgeht ja nicht mal der alte Geheimkünstler Goethe! 😁👍
Da sei die Etüdengrenze vor, dass aus dem kreativen Wortschwall gar eine Logorrhoe wird und wir diese mit sperrigen Vorschriften in gesittete Bahnen lenken müssen, um nach außen Konformität zu suggerieren! Dschinn-Gin! Auf den Abend! 😁🍷✨🥃🍻👍
(Super auch wieder die Bilder. 😁👍)
Danke, Christiane! Den Gin hatte ich extra zurück gehalten, um mit Dir anzustoßen!
Ja, die neuen Worte wecken viele Assoziationen in Richtung Magie oder Hexerei. Und was liegt da näher als der Zauberlehrling und die Raben, welche die Welt beobachten und den „Lenkern“ Bericht erstatten.
Na ja, schon Odin hat(te) Raben, gib acht, wen du da alles in einen Topf wirfst 😉
Und den Gin kannst du trinken, Trendgetränk oder nicht, ich bleibe beim Rotwein. Abends.
Sonnige Samstagmorgenkaffeegrüße 😁🌤️🌳☕🍪👍
Der Rabe ist ja eher auf mich bezogen: Beobachter und Berichtet, aber vielleicht auch Verdichter und Unterdrücker,
Hugin oder Munin? 😉
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hugin_und_Munin
Eher wohl Munin
Logorrhoe ist gut 🙂
Danke 😁
Durchstechereien gab es damals ja auch schon, harhar
👍😊
o ja, Klasse; es wurde mir beim Lesen angst und bange!
Danke, Gerda, aber das Lob gebührt dem Johann Wolfgang, in dessen Text ich ja nur einige eigene Worte eingesetzt habe.
Ja, wenn der Schwall wallt
dann gibt es keinen Halt!
Feien Etüde, Werner, Chapeau! 🙂
Sehr schöne Zusammenstellung über Fakes vom gleichen Thema. Ist also doch wohl ein uraltes Thema mit dem Abschreiben, heute halt nur besser erkennbar.
Meiner erste Assoziation war den auch ein Lied von den (jungen) Prinzen: