ABC-Etüden 44-45.21 – Werners Schreibstube


Link zu Christianes Schreibeinladung

Werners Schreibstube

 

„Haupt-Gefreiter Müller, wie ich gehört habe hat es in Ihrer Kompanie kürzlich einen ernst zu nehmenden Vorfall gegeben. Nun mal raus mit der Sprache: was ist da passiert!?“

„Jawoll, Herr Unter-Offizier! Melde gehorsamst, der Gefreite Ernestus ist gestern beim Duschen ausgerutscht und auf den Dez gefallen.“

„Auf den Dez, Müller? Was meinen Sie denn damit?“

„Sie können auch Birne sagen, wenn Sie wollen. Also: er ist ausgerutscht und hat sich an der Birne verletzt!“

„Das wird ja immer bunter, Müller, gleich sagen Sie noch auf den Kürbis gefallen oder Rübe oder sonst was! Die klare Bezeichnung für den obersten Teil des Menschen heißt Kopf. Merken Sie sich das, verdammt nochmal! Und jetzt machen Sie sich gefälligst daran und schreiben einen Bericht über den Vorfall. Hier haben Sie das Formular!“

„Muss ich das wirklich handschriftlich auszufüllen?“

„Ja selbstverständlich, Müller, was haben Sie denn gedacht! Oder können Sie etwas nicht schreiben und lesen? Na, raus mit der Sprache!“

„Meine Handschrift ist nicht so schön, weil ich bin Linkshänder, Herr Feldwebel!“

Krakeln Sie mir ja nicht irgendwas dahin, Müller, was ich nicht lesen kann! Dann gibt’s nämlich Ausgangssperre. Haben Sie mich verstanden?“

„Jawoll, Herr Fähnrich!“

 

Drei Tage später:

 

„Ist das der Bericht von dem Unfall im Bad, Haupt-Gefreiter Müller? Wie können Sie so etwas schreiben: ´Gefreiter Ernestus ist etwas sehr kitzlig und wollte sich nicht vom Rekruten Kallmeier den Rücken waschen lassen. Bei der sich ergebenden Balgerei rutschte der Gefreite Ernestus aus und stieß sich heftig den Kopf am Waschbecken.´ Was hat das denn noch mit Duschdisziplin zu tun, Müller? Oder wollt ihr in Zukunft grundsätzlich mit Stahlhelm duschen, ihr Sackgesichter? Raus! Und morgen will ich einen anständigen Bericht, den ich auch nach oben weitergeben kann, ohne ihn um die Ohren gehauen zu bekommen! Raus!“

„Jawoll, Herr Leutnant!“

 

 

(295 Worte)

Bild aus www.pinterest.de

13 Comments

  1. Ist gar nicht so weit entfernt von der Realität. Zumindest meiner Erfahrung nach und ich hatte an der Arbeit oft genug das Vegnügen mit dem Chaotenverein. 😉 Auf jeden Fall musste ich herzhaft lachen.

  2. Lieber Werner, ich gestehe, ich habe nicht gedient: Die Etüde geht an mir vorbei. Weder die Tatsache, dass die Herren beim Duschen was-auch-immer getrieben haben, noch die Drohung, dass die Sackgesichter daraufhin mit Stahlhelm duschen dürften, noch dass Müller seinem Vorgesetzten ständig falsch tituliert, finde ich witzig – es lässt mich ratlos zurück.
    Tut mir leid, ich hoffe, den anderen geht es nicht so wie mir, denn ich bin eigentlich überzeugt, dass dein Text mein doofes Gesicht nicht verdient hat 🤔
    Nichts für ungut, ja?
    Nachmittagskaffeegrüße 😉🌥️🍁☕🍪🍂👍

    1. Hallo Christiane, nicht jeder hat den gleichen Humor. Meine Frau lacht auch nicht über viele Witze, wo ich mich bereits auf dem Boden wälze. Davon mal abgesehen: die Bundeswehr ist schon ein Haufen, wo man entweder nur lachen kann oder mit Unverständnis drauf blickt. Und eine Horde von überwiegend Männern ist halt auch eine Horde von vielen Verrücktheiten. Und in einer Hierarchie ist sich Anschleimen schon immer angesagt gewesen.

  3. der arme Hund, so bedröppelt, wie er unter der Dusche sitzt, wprde ich ihn am liebsten von da wegziehen und in weiche flauschige Badetücher einwickeln, damit er sich keinen Schnupfen holt.

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