
Vorahnung
Seit zehn Jahren tat er jetzt hier Dienst. Er liebte seinen Job. Fernab von aller Zivilisation, den Krisen und Scharmützeln, welche direkt oder indirekt die Milliarden dort unten immer wieder in Atem hielten und die Zukunft verdunkelten. Hier auf der Außenstation der Menschheit konnte er in Ruhe seinen Forschungen nachgehen, oder, wenn er wollte, jede Menge Abenteuer erleben, ganz behäbig von seiner Steuerzentrale aus. So viele neue Erkenntnisse hatte man schon sammeln können, und es wurde immer wahrscheinlicher, dass vor vielen tausend Jahren hier auf dem Mars schon einmal menschliches Leben stattgefunden haben musste. Zu erdrückend waren die Funde, die von den Außenmannschaften im Großen Canyon gefunden wurden. Wasser hatte es mit Sicherheit in fernen Zeiten hier schon gegeben. Aber das Überraschendste waren die Funde, die man in den Höhlen in den Felswänden gemacht hatte: Knochenreste. Er würde weiter daran forschen und aus reiner Gewohnheit ab und zu mit dem neuartigen Ionen-Teleskop auf die Erde blicken. Wie in Zeitlupe konnte er es von hier aus sehen und dokumentieren, wie die Gletscher in den Alpen langsam, aber sicher abschmolzen. Selbst die Schneekanonen konnte man erkennen, mit denen unter Einsatz von viel Energie künstlicher Schnee auf die grünen Talsenken gesprüht wurde, damit die Gastronomie nicht zusammenbrach. Und die Urlauber wie gewohnt ihr gesamtes Weihnachtsgeld in Höhe von einem Monatsverdienst innerhalb von nur einer Woche verprassen konnten. Über manche Dinge auf der Erde konnte er nur den Kopf schütteln. Nein, in diese Selbstvernichtungsmaschinerie unter dem hehren Namen „Soziale Marktwirtschaft“ und ihrem Dogma „Wachstum“ würde er niemals zurückkehren wollen. Er hatte das Ende schon gesehen, was all das nehmen musste: hier auf dem Mars.
(270 Worte)
Vor allem „sozial“, ha. „Wo soll das alles enden?“, hat schon meine Großmutter gefragt, und die ist auch schon ein paar Jahrzehnte tot. Du gibst eine Antwort auf das Wie, aber heiter stimmt das einen auch nicht … 🤔
Danke für die Etüde.
Abendgrüße 🌅🍷🍪👍
Danke, Christiane. Ja, die Alten haben da schon ihre Vorahnungen gehabt, sind ja auch mehrfach durch Himmel und Hölle gegangen und immer wieder zu Verzicht und Einfachheit gezwungen gewesen.
Abendgrüße zurück. Wenn die Sonne weg ist, kann man sich schon langsam wieder ans abendliche Grogtrinken annähern.
Gefällt mir. Ich würde noch gerne einiges über die Knochen erfahren, vielleicht ein paar Höhlenzeichnungen. Da ist noch viel drin !
Ja, versunkene Bauten, Bergwerksstollen, alte Schrifttafeln, …
Vielleicht hast Du ja Lust, die Geschichte weiter zu schreiben?
Momentan habe ich wenig Zeit, aber verlockend ist es schon
Das macht sowohl auf die Zukunft der Erde als auch die Vergangenheit des Mars neugierig. Ich verstehe den Protagonisten aber. Manchmal wäre ich auch lieber auf dem Mars, als die Zerstörung hautnah zu erleben.
Zurückkehren kann er nicht, man glaubt ihm nicht 😉