Nicht weit von unserem Zuhause – ca. 200 m Luftlinie – hat ein junges ukrainisches Paar eine Wohnung bezogen. Sie leben hier nach aussen hin glücklich mit einem Kleinkind, haben Arbeit, gehen spazieren, grüßen freundlich. Also alles normal?
Ich frage mich seit langem: wie wird es aussehen, wenn der Krieg einmal zu Ende ist und sie zurück in die Heimat gehen. Wie werden sie von denen, die durchgehalten und sich aufgeopfert haben empfangen?

Zwiesprache
Fluchtsieger
füttern ihre Kinder
im Gastland
Zuflucht gefunden
heimisch geworden
wunderbare heile Welt
aber die Gedanken
kreisen um Zuhause
die Zurückgebliebenen
was werden sie sagen
wie werden sie uns anschauen
als Sieger
was
werden
sie
über
uns
denken
Ach Gott

Was haben die Deutschen über die gedacht, die im Zweiten Weltkrieg ins Exil gegangen sind? Ich weiß, der Vergleich hinkt.
Ich finde weder das Gehen noch das Zurückkommen einfach, glaube ich. 😉
Schwierige Frage zum Einstieg in dein neues Etüdenjahr, Werner.
Abendgrüße 😷🛋️🍵🍪👍
Die (rechten) Deutschen haben z.B. über Willy Brandt furchtbar hergezogen, weil er in Norwegen im Exil war und ihm in den frühen Jahren sämtliche Legitimation abgesprochen, sich für DEUTSCHLAND einzusetzen.
Bei vielen anderen ist sicher auch das Tischtuch zerrissen, weil so eine unsägliche Abwägung zwischen „Heimatliebe und Pflicht“ und „Gewissensentscheidung“ hochgehalten wird.
Ich glaube, das größte Problem, dass die geflüchteten Urkainer bewältigen müssen, ist das Gefühl der Heimatlosigkeit.
Wenn sie denn hier bleiben.
Ja, richtig.
Schwierige Frage !
Eine einfachere: was heißt, dass das Tischtuch zerrissen ist ?
d.h. dass man nicht mehr miteinander sprechen kann, die Einheit gestört ist, die Familie gespalten ist.
Danke dir! Solche Redewendungen sind in verschiedenen Sprachregionen sehr verschieden 😉
Betrachtet man die vielen Millionen Menschen, die überall und aus überwiegend triftigen Gründen auf der Flucht sind, so sollte doch eher Freude entstehen, wenn Menschen zurückkehren können und wieder ein Heimatgefühl bekommen.
Ich erinnere mich dunkel an viele Gespräche meiner Verwandten, die von Kriegserlebnissen und Gefangsnschaft berichteten und ich war immer froh, dass ich nicht alles verstand und später, diese Situation nie erlebt zu haben.
Von solchen Gefühlen weiss ich zu wenig.
Ich bin nie vertrieben worden, bin nicht Kind von vertriebenen ect ect.
Man wird sicher mit allerlei konfrontiert werden wenn man ins Heimatland zurückkehrt.
Ich zeigte meinem bald 93- jährigen Nachbarn per Google seinen ehemaligen Wohnort in der Tschechei 1945. Er erkannte eine kleine holzbrücke, an der er als Bub mal seine Hose zeriss.
All die ambivalenten Gefühle können einen zerreissen.
Kommt vielleicht auf die Gründe an. Flucht mit Kindern dürfte jeder mit Verständnis betrachten. Andererseits ist halt die Frage, wie viele wirklich freiwillig geblieben sind. Viele konnten schlichtweg nicht mehr fliehen, oder?
Irgendwie ist es anders, früher stand Volk gegen Volk. Jetzt kann sich ein Teil der Bevölkerung dem Krieg „einfach“ entziehen und es ist kein „eigener“ Krieg mehr, sondern wohl eher ein Stellvertreterkrieg. Und da verschieben sich irgendwie die „moralischen“ Ansätze.
Wie kann und soll man damit umgehen?
Die Ukrainer und auch wir?
Werden wohl die nächsten Jahre zeigen. Hängt auch daran wie lange der Krieg noch dauert.
Naja – für Ukrainer wird es vermutlich so aussehen, daß nach dem Rückzug Rußlands -wollen wir die Sache halt positiv sehen- aus sämtlichen Teilen der besetzten Gebiete, sie bewertet werden, wie sehr sie ihr Land unterstützt haben von außen; ich könnte mir vorstellen, daß es für Rückkehrer keinerlei staatliche Unterstützung geben könnte für den Fall, daß zurückgelassenes Eigentum beschädigt oder zerstört wurde. Aber andere Hilfestellungen, wenn die Größe ihres persönlichen Engagements Anerkennung findet. Es gibt staatliche ukrainische Fonds, in welche man Geld einzahlen kann und Möglichkeiten, offiziell aktuell stark benötigte Hilfsgüter zu senden wie Winterkleidung, Generatoren, oder medizinisches Equipment.
Ich denke, WIR müssen gar nicht ‚umgehen‘ mit jenen (Männern), die das Glück haben, hier in relativer Sicherheit leben zu dürfen. Nicht wenige sind bereits in den ersten Wochen des Krieges in ihr Land gegangen, um es gegen die Aggressoren zu verteidigen. Andere fühlen sich nicht bereit dazu, das ist eben so. Und andere haben 20.000 US-Dollar bezahlt, um ausreisen zu dürfen, wenn sie ‚wehrfähig‘ waren. Das ist menschlich verständlich und nicht kontraproduktiv… Umgehen muß jeder Einzelne sowieso mit seinen Entscheidungen – ein Leben lang.
Danke, Olpo, für Deine Ergänzungen. Ich bin da leider etwas skeptisch, ob das Zusammenleben dann so reibungslos funktionieren wird. Ich denke nur an die 50er Jahre bei uns in Deutschland und die Reibereien mit den Vertriebenen damals.
Ein Text, der viel mehr Inhalt hat… und noch mehr Bilder und Gedanken. Das ist schwer und überfordert MICH. LG Doro
Man mag sich gar nicht in die Situation hineinzuversetzen. Danke!
glaubt denn ernsthaft jemand dran
das diese flüchtlinge
sich jemals dem bürgergeld entziehen werden
und zurück gehen
egal ob sie hier arbeit haben oder nicht ?
meine omas und opas
sind hier geblieben
die haben das land wieder aufgebaut
bei den nazis bei den sozialisten
wie also fühlt man sich wenn man sein vaterland verät
verwandte und bekannte im stich zurückläßt
für fünf mark mehr in der tasche
unter welchem regieme auch immer
?
ich könnte das nicht beantworten
ich war immer hier
hab in dem einen land mitgemacht
hab dann in dem anderen land mitgemacht
gebracht hat das alles kaum was
aber abgehauen bin ich nie
gruß ronny